Hussein ist 29 Jahre alt und studiert an der RWU Soziale Arbeit. Ursprünglich stammt er aus einem Dorf zwischen Aleppo und Afrin. Eigentlich hatte der Student nie vor, seine Heimat Syrien zu verlassen. 2013 wäre er jedoch zwangsrekrutiert worden. Die Flucht war Husseins einzige Chance, dem Militärdienst und dem Bürgerkrieg entgehen zu können.
Bereits seit 2011 herrscht in Syrien Krieg. »Wenn wir abends schlafen gingen, wussten wir nicht, ob wir am nächsten Morgen wieder aufwachen würden. Es fielen jeden Tag Bomben«, erzählt Hussein. Der Student floh zunächst zu Fuß und per Anhalter in den Irak. Er suchte und fand Arbeit, für die er jedoch letztlich nie bezahlt wurde. »Ich habe mich wie ein Sklave gefühlt. Ich wusste, dass ich weiterziehen muss«, sagt er. Sein Bruder half ihm anschließend bei der Flucht in die Türkei, in welcher dieser bereits seit 2013 lebte. Hier arbeitete Hussein für einen Stundenlohn von einem Euro. Auch in der Türkei konnte er aufgrund der Studiengebühren kein Studium aufnehmen. Er fasste letztlich den Entschluss, nach Deutschland zu fliehen: „Ich nahm all meinen Mut zusammen und lief los. Meine Geschwister unterstützten mich bei meiner Flucht mit ihren Ersparnissen«...
Auf seiner Flucht nach Deutschland verbrachte Hussein mehr als 20 Tage im Gefängnis. In Ungarn erlebte er die schwierigste Zeit. Er habe viele schlimme Dinge erlebt und oftmals nichts zu Essen gehabt. Trotz aller Strapazen gelang ihm schließlich die Flucht nach Deutschland. »In Griechenland und Deutschland wurde ich wie ein Mensch behandelt. Das war in den letzten Jahren und auf meiner Flucht nicht so«, beschreibt Hussein. Über einige Umwege landete er in Backnang, einer Kleinstadt in der Nähe Stuttgarts. Der heutige Student arbeitete in Deutschland unter anderem als Zimmerer und absolvierte ein sechsmonatiges Praktikum bei der Caritas. Für einen Sprachkurs legte er jeden Tag den Weg von Backnang nach Heilbronn – rund 40 Kilometer – zurück. Letztlich erhielt er die Berechtigung, in Deutschland studieren zu dürfen und entschied sich für ein Studium der Sozialen Arbeit an der RWU.
Durch die sprachliche Barriere hatte Hussein zunächst Schwierigkeiten in seinem Studium. Mittlerweile kann er aber auf sechs erfolgreiche Semester an der RWU zurückblicken. Derzeit schreibt der 29-Jährige an seiner Bachelorarbeit. »Wenn meine Kommilitoninnen und Kommilitonen mich nicht unterstützt hätten, wäre das Studium für mich kaum möglich gewesen. Es war sehr wichtig, dass ich mit meinem Semester studieren konnte. Wenn ich Prüfungen geschoben hätte, hätte ich den Anschluss und Rückhalt verloren«, erklärt Hussein. Der Student hofft, mit seinem zukünftigen Abschluss in Deutschland gut Fuß fassen zu können: »Hier kann man arbeiten und in Frieden leben. In Syrien geht es nur darum, zu überleben«.